Der Sommer führt mich seit vielen Jahren in die Sommerfrische nach Sylt. Dieses Jahr hatten wir die besondere Freude, mit unserem Kunden, der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die „Pidder Lüng“ besichtigen zu dürfen. Die „Pidder Lüng“ ist der neueste Seenotkreuzer der DGzRS und wurde im Dezember 2013 in List auf Sylt getauft. Ein Schiff, das durch modernste Technik beeindruckt und in diesem Jahr schon schwer verletzte Offshore-Arbeiter an Land gebracht, Verletzte und Kranke versorgt und Schiffe aus misslicher Lage befreit hat.
Die „Pidder Lüng“ ist ein 20-Meter-Seenotkreuzer mit Arbeitsboot. Die Anforderungen dieses kompakten Spezialschiffs liegen gezielt im küstennahen Bereich auch bei geringen Wassertiefen. Es bietet aber auch unter extremen Wetterbedingungen im freien Seeraum ein hohes Maß an Sicherheit.
Im Gegensatz zum Vorgängerschiff ist die „Pidder Lüng“ aus Aluminium gebaut. Das bedeutet weniger Tiefgang und trotzdem eine sehr hohe Geschwindigkeit bei deutlich geringerem Kraftstoffverbrauch als bisher.
Die Station List zählt zu den ältesten Einrichtungen der DGzRS. Bereits 1866, ein Jahr nach Gründung des Seenotrettungswerks, kam die DGzRS auf die Insel Sylt.
Mit einem Tiefgang von lediglich 1,30 Meter kann die Pidder Lüng auch in Revieren eingesetzt werden, in denen größere Seenotkreuzer bereits auf ihr Tochterboot angewiesen sind.
Ungewöhnlich für Seenotkreuzer der DGzRS ist das offene Arbeitsboot in der Heckwanne. Denn aufgrund der kompakten Maße des Seenotkreuzers stehen nicht der Platz und die Tragfähigkeit für ein konventionelles Tochterboot zur Verfügung.
Das Arbeitsboot „Michel“ hat 160 PS und ist 30 Knoten (ca. 55 km/h) schnell, damit steht der Besatzung ein leistungsfähiges Einsatzmittel zur Verfügung.
In der für Seenotkreuzer typischen Heckwanne mit Klappheck kommt das offene Arbeitsboot Michel zum Einsatz.
Die Pidder Lüng wird von einer drei Mann starken Besatzung gefahren. Auf ein Wohndeck, wie es auf größeren Seenotkreuzern eingerichtet ist, hat die DGzRS bei diesem Schiffstyp verzichtet. Die Besatzung lebt nicht an Bord, sondern in einem Stationsgebäude in List in unmittelbarer Nähe des Liegeplatzes. Innerhalb kürzester Zeit kann sie den Seenotkreuzer besetzen und zum Einsatz auslaufen.
Die Brücke mit zwei gleichwertigen Fahrständen ist High Tech – das circa 5 Millionen Euro teure Schiff wurde zu 100 Prozent aus Spenden finanziert. Ein Video stellt euch Fahrstände und Arbeitsboot näher vor.
An Bord gibt es eine umfassende Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung und eine Feuerlöschpumpe mit einer Förderleistung von 2.300 Litern/min. zur Bekämpfung von Bränden auf See. Das Schiff kann sich im Falle des Durchkenterns innerhalb weniger Sekunden selbst wieder aufrichten.
Pidder Lüng – 20-Meter-Seenotkreuzer mit Arbeitsboot